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1960s Nestler Drawingtable

UPCYCLING Industrial Design & Komfort

Eine Idee aus Schmerz entstanden

Nach langen Zeichen-Sessions auf meinem iPad Pro hatte ich immer öfter starke Nackenschmerzen, weil ich dabei die ganze Zeit nach unten sah. Ich probierte verschiedene kleine iPad-Ständer für den Schreibtisch aus, jedoch war mein Nacken immer noch zu sehr gestreckt beim Blick auf den Bildschirm.

Ich musste etwas Anderes finden, also durchsuchte ich das Web nach Alternativen. 

In der Film- und Spiele-Industrie nutzen die Künstler riesige digitale Zeichentische, bei denen sich der Winkel einstellen lässt. So können sie fast gerade auf den Bildschirm sehen und sich zusätzlich mit dem Arm darauf abstützen. 

Im Web gibt es zwar für einige hundert-Euro Zeichentische zu kaufen. Diese sind aber zum einen viel zu groß für ein iPad und das Design gefiel mir zum anderen ganz und gar nicht. 

Die Aufgabe wurde also schwieriger, denn jetzt hatte ich schon eine Liste mit Punkten, die der neue Zeichentisch unbedingt erfüllen sollte:

  • Neigungswinkel frei einstellbar 
  • nicht zu groß
  • stabil genug um sich mit dem Oberkörper anzulehnen
  • schönes Design

Als ich dann eines Tages meinen Nachbarn, einen Zimmerer-Meister besuchte, fiel mir erneut sein riesiger alter Architekten-Zeichentisch auf. Nicht dass man das Ding übersehen könnte. Der Tisch muss gefühlt eine Tonne wiegen mit seinem riesigen Zeichenarm aus Metall. Obwohl dieser Tisch von seiner massiven Statur her sicher nicht für ein DIN-A4 großes iPad geeignet war, fand ich dennoch das verstellbare Untergestell aus Metall mit dem dazugehörigen Gegengewicht elegant.

Zuhause durchsuchte ich dann noch einmal die Kleinanzeigen nach Zeichentischen. Leider fand ich aber auch hier nur wirklich riesige Modelle. Bis ich dann auf einmal etwas entdeckte. Auf dem ersten Bild dieser Anzeige war ein dunkler Abstellraum zu sehen, in dessen Mitte ein zusammengeklapptes Objekt stand, das mich erst stark an einen Wäscheständer erinnerte. Auf dem zweiten Bild wurde mir aber schnell klar, dass ich hier wohl einen kleinen Schatz gefunden hatte.

Es handelte sich dabei um einen mobilen, zusammenklappbaren Zeichentisch, der in den 60er Jahren von der Firma Nestler speziell für Architekturstudenten hergestellt wurde. Als ich exakt dieses Modell dann auch noch auf einer britischen Design-Seite für Vintage-Möbel zum Preis von 650 Pfund sah, wusste ich, dass die aufgerufenen 40 € in der Anzeige sicher nicht zu viel verlangt waren.

Alter Zeichentisch + iPad = ?

An einem kalten, regnerischen Sonntagmorgen fuhr ich dann auf die Autobahn von Augsburg Richtung Stuttgart, um das gute Stück abzuholen. 

Während der Heimfahrt machte ich bereits Pläne im Kopf und überlegte mir, wie ich das iPad nun mit dem Tisch kombinieren könnte. Das iPad sollte nicht einfach nur auf dem Tisch aufliegen, es sollte richtig in die Tischplatte aus Lindenholz eingelassen werden.
Am Desktop entwickelte ich dann den Plan mit einem rechteckigen Loch in der Mitte der Lindenholz-Platte, welches etwas größer als das IPad ist. Eine weitere Platte, sollte an die Rückseite geschraubt werden, um

die Rückseite des Lochs so wieder zu verschliessen. Zusätzlich gibt es noch eine Kabeldurchführung für das USB-C-Ladekabel und ein Luftgitter für die Abfuhr von Wärme. Das iPad kann sehr warm werden bei längeren Zeichen-Sessions.  

Hier die Liste der Dinge, die ich für den fertigen Tisch benötigte:

  • lasergeschnittene, schwarzdurchgefärbte MDF Platte. ( Diese Art von MDF ist auch an den Seite schwarz.  
  • Zusammen mit der hellen Lindenholz-Platte in Sandwich-Bauweise ein schöner Kontrast wie ich finde.)
  • Lüftungsgitter Edelstahl für Rückseite
  • Kabeldurchführung (schwarz) für Schreibtische
  • 3 m USB-C-Kabel mit Textilummantelung
  • Acryl-Farbe schwarz ( Spray für abgenutzte Plastikumantelung am Gestell )
  • Edelstahl-Reiniger ( Rost vom Gestell entfernen )

Ein befreundeter Zimmerer Meister in Augsburg, baute den Tisch dann in seiner Werkstatt nach meinen Vorgaben zusammen. Als der Tisch nun endlich fertig war, musste zum Schluss noch das iPad in die Aussparung eingepasst werden, festsitzend, aber jederzeit entnehmbar.

Ich bestellte schwarze Moosgummi Platten und klebte mehre davon aufeinander, bis sie die Höhe der Aussparung in der Holzplatte hatten. Dann schnitt ich mit einem Skalpell die exakten Maße des IPads aus den oberen Gummilagen heraus, sowie zusätzlich noch etwas Platz für den Apple Pencil, der am oberen Rand des iPads geladen wird, und ein Loch für Lüftung und USB-C-Kabel.

Der Zeichentisch ist wirklich eines meiner Lieblingsstücke. Und ich bin froh, dass es nicht nur eine Idee geblieben ist. „Mid Century Industrial Design“, das durch die schwarze Kontrast-Platte trotzdem modern wirkt und insbesondere endlich meinen Hals beim Zeichnen „ergonomischen Frieden“ verschafft.

designer & illustrator